LUTZ WICHERT TRIO  /  Kritiken

 

Über die Musik des Trios von Lutz Wichert  konnte man im Jazz - Podium (August 1988) lesen, “es handelt sich um die beste Newcomer - Gruppe, die bislang auf dem Jazz - Festival in Münster gespielt hat. Gekonnt setzen sie die Tradition der pianolosen Tenorsaxophon - Trios von Sonny Rollins, Joe Henderson und Benny Wallace fort“.

"Insbesondere wird die ereignisreiche, spannungsgeladene Musik des Lutz Wichert Trios durch originelle Eigenkompositionen und eigenwillige Arrangements mit verblüffenden Überraschungsmomenten geprägt, die mit sehr viel Spielfreude und instrumentaltechnischem Können sowie der häufig im Vordergrund stehenden musikalischen Interaktion gespielt werden. Die Musik kann nicht eindeutig als Jazz, nicht eindeutig als afro-kubanische, karibische oder westafrikanische Musik, nicht eindeutig als europäische, südamerikanische oder südostasiatische Musik klassifiziert werden, sondern sie enthält von all den genannten Musikkulturen etwas. Sie ist Ergebnis einer zeitgenössischen Akkulturation. Fusion von komponierten und improvisierten Passagen, von Konkretem und Offenheit für völlig spontane Aktion“, erklärt das jazz-network.

"Stilistisch sehr variabel ist die Musik des Lutz Wichert Trios, das die Jazzfreunde Fulda eingeladen hatten. Die drei Musiker erwiesen sich als einfallsreiche Improvisatoren, die gleichberechtigt neben- und miteinander musizierend, sowohl klassische als auch avancierte Spieltechniken originell einsetzten und immer wieder für klangliche Überraschungen gut waren. Das aus Eigenkompositionen bestehende Programm war spannungsvoll aufgebaut. … Auch auf rhythmischem Gebiet agierte das Trio sehr vielseitig. Häufige Metrum- oder Schlagwechsel innerhalb des Taktes (ausgezeichnet harmonierten hier Bass und Schlagzeug) sorgten für permanente Spannung. Wichert entfernte sich in seinen Improvisationen häufig ebenso weit vom Thema wie seine Mitstreiter, und dennoch zerfielen die Takes nicht in beliebige Spielereien. Jede Komposition hatte eine unverwechselbare Charakteristik. … In dem Stück "Un Tango Mas" übernahm der phantastische Bassist Alexander Morsey mit Kontrabass und mitsummender Singstimme die melodische Führung, ein Arrangement, das viele Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Der Spaß der Musiker an ihren Interpretationen übertrug sich unmittelbar auf das Publikum. Die lockere Stimmung steigerte sich von Stück zu Stück. Viel Applaus … (Fuldaer Zeitung, 13.09.1996)

"Mit "Smile" und dem sonnigen "Ska Sky" jazzte das Lutz Wichert Trio am Samstag abend den Spaß in die Kulturschiene. Die drei Musiker überraschten mit eigenwilligen Arrangements und Eigenkompositionen, die als Basis für unterschiedliche improvisatorische Ausflüge dienten. Dem Trio … ist die Spielfreude und das Feeling füreinander besonders in den improvisierten Sequenzen anzumerken, wie beispielsweise in "The Triple Tipster" oder der Ballade … "Without You". In diesem Song kommt auch die Virtuosität des Saxophonisten zur Geltung. Mal melodisch hingehaucht, mal laut und kraftvoll aufspielend, demonstriert er sein Können. … Mehrere Zugaben mussten die Künstler dem begeisterten Publikum spielen." (Münstersche Zeitung, 15.03.1998)

1998 hat das LUTZ WICHERT TRIO seine CD „To Everything He Does“ (timeline 2068) aufgenommen. David Liebman´s Kommentar zu der Komposition „Well Timed Stagger“: Excellent Work.

"Lutz Wichert hat alle Stücke des Programms komponiert, Erfahrungen seiner musikalischen Erkundungsaufenthalte in Afrika, Südamerika und New York. Unbekümmert mixt er verschiedene Jazzstile, Folk- und Tanzmusik und formt daraus eine höchst eigenwillige, vitale Musik. … Lebensfreude verströmt "La Curda", "Loose But Cues" gehört dem Bassisten Alex Morsey und seinem virtuosen Können. Ständige Rhythmuswechsel fördern eine intensive Spannung: eben noch ein langsamer Blues-Teil mit artistischen Doppelgriffen, dann Swing, dann fingerbrecherische Improvisationen im Bebop-Tempo." (Schweinfurter Tagblatt, 28.01.2002)

"So wenig reglementiert die Musik des Lutz Wichert Trios auch ist - alle Stücke haben etwas gemeinsam: Sie vermitteln pure Lebensfreude." (Saarbrücker Zeitung, 29.01.2002)

2002 folgte die CD “Ambiguous” (EDM 0068), die für die Edition Musikat in Stuttgart aufgenommen wurde. „Die Überraschung“, meldete das Freie Radio Karlsruhe und die Saarbrücker Zeitung bemerkt, “beim kollektiven Geschichtenerzählen stimmt einfach die Chemie – so gedeiht wuchtige und kraftvolle Musik“.

Anlässlich eines Doppelkonzertes mit dem Chris Potter Quartet für den Saarländischen Rundfunk im Dezember 2002 zog die Saarbrücker Zeitung das Fazit: "Es war eine ehrfürchtige Faszination von Potters Spiel, die sich im Publikum bemerkbar machte, der große Funke wollte aber nicht überspringen. Was Potter nicht auszulösen vermochte, schaffte zuvor der Saarbrücker Tenorsaxofonist Lutz Wichert."

Anfang Mai 2004 veröffentlichte das LUTZ WICHERT TRIO in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk und der Edition Musikat seine CD, „Don´t Accept Cookies“ (EDM 0082), wiederum ausschließlich mit Kompositionen von Lutz Wichert. „ So begeistert der Wichert - Dreier mit kompaktem  Ensembleklang, entfaltet in lyrischen Momenten fesselnde Intimität  und reißt durch vehemente Improvisierlust auf allen Positionen mit“, kommentierte die Saarbrücker Zeitung. Das Freie Radio Karlsruhe meinte: “Absolut überzeugend. Jazz auf ganz hohem Niveau. Eines der besten Jazz - Trios in Deutschland, wenn nicht Europa“.

Über das Konzert im Mai 2004 für den Saarländischen Rundfunk in der Veranstaltungsreihe "jazz live with friends" schrieb die Saarbrücker Zeitung, „ Jazz in Oberliga - Format. Packende Musik unverwechselbaren Charakters."

"Die Kompositionen vereinen südamerikanische Leichtigkeit und afrikanisches Feuer mit westlich-ernsthafter Tradition - eine feinsinnige, abwechslungsreiche und dabei so heftig in den Beinen kribbelnde Mischung, dass in lobender Absicht durchaus von "jazziger Tanzmusik" gesprochen werden kann. … Ein herrlich entspanntes Konzert, das selbstverständlich mit einer Zugabe gekrönt wurde." (Saarbrücker Zeitung, Juli 2004)

Im Zusammenhang mit der Tournee im Januar 2005 war in den Westfälischen Nachrichten zu lesen, "dass die Veranstalter zum zweiten Mal das Lutz Wichert Trio zu Gast hatten, das zum einen für ein volles Haus und zum anderen erwartungsgemäß auch für begeisterte Gäste sorgte."

Der Veranstalter in Lübeck bedankte sich "für den wunderbaren Abend, musikalisch wie atmosphärisch kaum zu überbieten."

Und HL - live.de veröffentlichte auf seiner Internetseite über diesen Auftritt: "Bei diesem Konzert gefiel mir wirklich alles. Es hatte einen sehr hohen Unterhaltungswert, ohne dabei banal zu werden. Und vor allem die Soli der einzelnen Musiker. … Mein Fazit zu dieser Veranstaltung: Bei diesem Konzert regierte die pure Virtuosität."

Die Kieler Nachrichten veröffentlichten am 24.01.2005 folgenden Artikel: 

" Gut getimte Verrückung "

Das Lutz Wichert Trio bot in der Hansastraße 48 Jazz mit Intelligenzbestien - Potenzial 

"Schon die Titel der Stücke des Lutz Wichert Trios muss man sich buchstabieren lassen, denn sie haben so polyglotten Hintersinn, wie die drei Art-Jazz-Musiker auf mehreren Ebenen eine geheimnisvoll verzwirbelte Polyphonie der Harmonien und Stile entfachen.

"Don´t Accept Cookies" heißt das neueste und dritte Album. Wer dabei an Schutzmaßnahmen eines Internetbrowsers denkt, ist auf dem Holzweg. Oder doch nicht ganz. "Keine Kekse" wollten ein paar Kids akzeptieren, die Wichert in einem New Yorker Café zufällig traf. "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will", hieß solch revoltierender Impetus früher. Aber der Spruch, so Wichert, sei ja "bisschen aus der Mode". In seinen Eigenkompositionen findet er dennoch Widerhall.

Wir schreiben das Jahr 100. Jahr der Einsteinschen Relativitätstheorie, was Wichert am Rande erwähnt, als es in "Well Timed Stagger" darum geht, wie man das verrückte Taumeln so elegant "timt" , dass kaum einer bemerkt, dass hier die Tempi polyphone Kapriolen schlagen. Zeit ist relativ - wusste schon Einstein. Das Trio zeigt, wie man solches Naturgesetz in den Jazz transkribiert. Nämlich indem jeder der Drei sein ureigenes Ding macht: Alexander Morsey jagt seinen slappenden und ungemein barsch klingenden Bass durch geloopte Riffs, Bernd Oezsevim trommelt dazu polyrhythmische Fugenfiguren und Wichert bläst darüber auf dem Tenorsax elegische Linien, die an Thelonius und an Dizzy erinnern, aber nicht boppen, sondern beaten. Drei Rhythmen, drei Herren im Gespräch, das trialogisch in Diskurse führt, die man als philosophisch bezeichnen muss.

Ja, das strengt an, das fordert höchste Aufmerksamkeit beim Zuhören, so hohe, dass das bigotte Fußwippen des Jazz-Connaisseurs sofort erstarrt. Nein, er sitzt da wie angewurzelt und staunt und schaudert. Zwischen schleichender Weltformel-Grübelei und afrikanisch tänzerischem Uptempo liegen bei Wichert und Co keine "eine Welt", sondern die relativistischen Zeiträume der Unmerklichkeit. Wie war das eben ?. Wie ist es jetzt ?. Und was war dazwischen ?. Kracht der Bass jetzt so "krachledern", weil er vorher auf dem flageolettierenden Bogenstrich ging ?.  Kehrt der Jazzbesen jetzt gut, weil er scheinbar neu ist ?. Und ist das Sax so dezidiert matt, weil es nicht golden ist wie das Reden, sondern silbern wie das Schweigen ?. Einstein, Wittgenstein … ?. Das Trio hat beide mit Löffeln gefressen und gibt jetzt diesen wieder ab - in einem intelligenzbestialischen Understatement, das die Leidenschaft als Denkprozess programmiert. Klasse ? Nein, grandios ver - rückt !." (Kieler Nachrichten/ögyr, 24.01.2005)

Die Saarbrücker Zeitung veröffentlichte am 18.07.2005 den Artikel: 

 " Experimente, die immer gut klingen "

 Das Lutz Wichert Trio ließ sich am Freitag beim Völklinger Hüttenjazz hören

Am Anfang, 2001, war ´s ein bloßer Versuch: Stadt Völklingen und Weltkulturerbe Völklinger Hütte luden erstmals ein zum Völklinger Hüttenjazz. Die Umsonst- und Draußen- Reihe kam an, blieb und bietet oft Gelegenheit, glänzende Ensembles live zu hören - gerade eben das Lutz Wichert Trio.

von SZ - Mitarbeiter Walter Faas

Völklingen. Drei Jazzer ohne Harmonie - Instrument - kann das etwas hergeben ?. Es kann. Das Lutz Wichert Trio hat sich zusammengetan, um seine eigene Vorstellung von zeitgenössischer Musik zu verwirklichen. So geschehen in der jüngsten Ausgabe des Völklinger Hüttenjazz am Freitag. Die Arrangements und Eigenkompositionen, die das Trio zum Ausgangspunkt für improvisatorische Ausflüge nimmt, sind - bei aller formalen Strenge - unbekümmert. Und dennoch sind sie komplex ohne Ende.

"Mich erinnert ´s ein weinig an das lyrische Spiel eines Charles Lloyed", sagt Besucher Horst Mathieu sachkundig. Bei Ivo Müller, Impresario  des Völklinger Hüttenjazz und nach eigenen Worten selbst ein "Jazz-Besessener", versteht sich die Sachkenntnis von selbst. Müller erläutert: "Harmonie bildet sich hier lediglich übers Zusammenspiel. Das lässt dem Trio viele Freiheiten, beinhaltet aber den Zwang, den Zuhörern ein plausibles Ergebnis zu liefern." Der große Jazz-Saxofonist Branford Marsalis hatte diesen Anspruch. Lutz Wichert hat ihn auch. Wobei sein Trio etliche bunte Fäden von Weltmusik in den ansonsten unifarben und überaus unkonventionell gewebten Jazz-Teppich hineinknüpft.

Ergebnis: Es klingt immer hervorragend und wird vom Publikum auf dem wieder einmal gut besuchten Zimmerplatz des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit viel Zwischenapplaus belohnt. Besonders beeindruckt zeigen sich die Zuhörer vom genialen Saxofonspiel des Bandleaders, aber auch von der dynamischen Vorstellung von Alexander Morsey, der - regelrecht mit seinem Instrument verschmolzen - mit seiner kraftvoll - engagierten Spielweise dem Wesen seines Kontrabasses, direkt vom Ohr in den Bauch zu gehen, glänzend zur Geltung verhilft. Vervollständigt wird das Trio durch den Drummer Bernd Oezsevim, dessen subtile Schlagzeugkunst sich keinesfalls hinter den Leistungen seiner Kollegen zu verstecken braucht.

Bei so viel Drive darf das Publikum sich mit Fug und recht auf die weiteren Ausgaben der sommerlichen Openair - Reihe freuen. (Saarbrücker Zeitung/Walter Faas, 18.07.2005)

 

Fürther Nachrichten: " Auf der Rhythmusspur zum Klangexperiment "

Das Lutz Wichert Trio im Blue Note

"Die bekanntesten Bands sind nicht immer die besten", urteilt Tenorsaxofonist Lutz Wichert nicht ohne Hintergedanken. Denn damit charakterisiert er sich selbst im Mittelpunkt seines außergewöhnlichen, aber nur Insidern bekannten Trios mit Alex Morsey am Kontrabass und Bernd Oezsevim am Schlagzeug.

Aus dem konditionsstarken Saxofonisten mit dem fein konturierten Tenorsound ist auch nach 20 Jahren Bühnenerfahrung noch kein mit Preisen überhäufter Selbstläufer geworden. Stattdessen wirken seine stets mehrdimensionalen Stücke wie das Abbild einer stetigen, beharrlich verfolgten künstlerischen Entwicklung: Nie geradeaus, immer für Überraschungen gut.

Beim deshalb begeistert aufgenommenen Gastspiel im gemütlichen Hinterzimmer-Ambiente des Blue Note hatte das Publikum einen Abend lang Zeit, in solch verborgenen Winkeln von insgesamt 14 Eigenkompositionen mit wachsender Neugierde herumzustöbern. Die frei flutende, wiegende, zunächst sachte und dann verschärft kreiselnde Rhythmik verrät persönliche Begegnungen mit afrikanischer Musik - ebenso wie archaische Klangfarben der Perkussion und riff- orientierte Themen.

Und doch spielt das Lutz Wichert Trio keinen sonnigen Ethno- Jazz. Beste BeBop- Tradition tropft da aus vielen Soli, die Rhythmusspur verläuft weit abseits der Hauptstraße, und gleichzeitig liegen die Experimentierfelder des Avantgarde- Jazz nicht fern. Nicht zufällig fallen da große Namen wie Dave Liebman und John Coltrane. "You Know You Never Know", dieses schillernde Stück auf der 2002 im Stuttgarter Musikverlag Edition Musikat erschienenen CD "Ambiguous", bewegt sich in Richtung offenes Klangexperiment.

Mysteriös in süddeutschen Ohren klingt allerdings dieser Titel: "Bannig Kandidel". "Kann man außerhalb Norddeutschlands nicht verstehen", so Wichert. Dafür klingt sein leicht aufgerauter, wandlungsfähiger und sprechender Tenorsound ziemlich international. Damit empfiehlt sich auch die aktuelle Scheibe ( "Don´t Accept Cookies", Edition Musikat ). Schließlich gehören unbekannte Bands oft zu den besten. (Fürther Nachrichten / Anja Barckhausen, 02.12.2005)

 

Offenburger Tageblatt: " Hörgenuss mit dem Lutz Wichert Trio "

... Lutz Wichert ( Tenorsaxofon ), Alex Morsey ( Kontrabass ) und Bernd Oezsevim ( Schalgzeug ) servierten dynamische, immer wieder spannungsgeladene Klangbilder, die aus einer bemerkenswerten Harmonie innerhalb des Ensembles schöpften. Ohne elektronische Effekte oder Schnickschnack, dafür aber mit spürbarer Spielfreude, Kreativität und Einfallsreichtum, ließen die drei musikalische Feinheiten und überaus innovative Jazzklänge hören. ... (Offenburger Tageblatt / Jürgen Haberer, 05.12.2005)

 

Nach der Norddeutschland - Tournee im Oktober 2006 erschien in den " Westfälischen Nachrichten" die folgende Konzertkritik:

" Lutz Wichert Trio beim Kunstverein im Landesmuseum "

Münster. Diese Rumba ist eine ziemlich schräge Kiste. Kein müdes Geschiebe wie früher in der Tanzschule. Stattdessen ein Saxofon, dass sich über der Rhythmus-Sektion in unerfindlicher Kantilene aalt, prägnante kurze Generalpausen von sinfonischer Prägnanz und ein traumhaftes Drumsolo mit der Kuhglocke als Farbtupfer. Die schafft, so einfach kann es sein, weißen Sand und Palmen in den Vortragssaal des Landesmuseums. Selbstverständlich nur dann, wenn man die Augen schließt und die Ohren dem Lutz Wichert Trio überlässt. Aber nicht alles ist Rumba, weil es auch Bebop, Modern, Improvisierte Neue Musik und ein paar Takte lang ein bisschen Marchingband sein kann: dieses Trio passt in keine Schublade.

Der Westfälische Kunstverein lud den in Saarbrücken lebenden Saxofonisten Lutz Wichert als letzten "einheimischen" Jazzer dieses Konzertjahres ein - schließlich steht der musikalische Stammbaum des Trios im Münsterland. Mit Bassist Alexander Morsey und Drummer Bernd Oezsevim hat er eine klasse Crew um sich gescharrt.

Das Drumset braucht in den Händen Oezsevims kaum zusätzlichen Schnickschnack, die üblichen Sticks und Besen reichen aus. Und doch zaubert Bernd Oezsevim mit wenig Aufwand eine Unmenge an Sounds aus der altehrwürdigen Schießbude, dreht schlicht einmal die Besen um, spielt die kleine Trommel mit den Händen ( wenig Umstand, große Wirkung: Das Ding klingt wie eine Conga und schon ist die Karibik ganz nah ) und lässt die Fälle wie Derwische tanzen. Wohlgemerkt, immer kultiviert, immer konzentriert.

Bassist Morsey verwahrt den Bogen nicht nur im Köcher, sondern lässt ihn auch gern über die Saiten gleiten. An den ganz hohen Tönen hat Morsey dann hörbar Freude, und sie klingen bei ihm tatsächlich richtig schön ( ganz nebenbei stimmen sie auch recht gut ). Der Bass walkt virtuos im flotten Wettkampftempo, singt unisono mit dem Saxofon, treibt voran, begleitet und schafft das gelungene harmonische Fundament für Wicherts Saxofon.

Nicht die Virtuosität und die möglichst laute Tonproduktion in apokryphen Höhen sind dessen Ding. Wichert macht einfach Musik, und das kann er hervorragend. Ruhige Passagen, satte Töne, warme Tiefe, subtiles Vibrato und die Fähigkeit, sich auch vorn manchmal ganz zurückzunehmen, gefallen ungemein. Trotzdem ist Wichert technisch fit.

Ekstatische Ausreißer haben die drei Herren nicht im Gepäck, stattdessen eine Menge selbstgeschriebene Nummern, die sie ganz hoch oben in den bundesdeutschen Jazzhimmel katapultieren. ( Von Heike Eickhoff, Werstfälische Nachrichten, 10.10.2006 )

 

Das Lutz Wichert Trio hatte im April 2007 während einer kleinen Tournee durch Süddeutschland einige Konzerte gespielt. Die Zeitung "Fränkischer Tag Bamberg" veröffentlichte danach folgende Kritik ( hier in Auszügen ) :

"Erst langsam, dann aber gewaltig - Dieses Steigerungsprinzip hat sich das Lutz Wichert Trio bei seinem Auftritt im Jazzkeller Bamberg zu eigen gemacht (...) und gewann so auch die Sympathie des Publikums. Der Verlauf dieses ausschließlich aus Eigenkompositionen bestehenden Programms entsprang (...) einem wohlüberlegten Konzept. Schließlich gibt es das Trio als solches seit 20 Jahren (...) . Zudem haben die in sich stimmigen Kompositionen einen derart eigenständigen Charakter (...) . Das Trio bot alles andere als populäre Zutaten. Das Spiel des Lutz Wichert Trios wechselt zwischen den Extremen, ohne sie in harmonischen Synthesen aufzulösen, wobei jedes Stück einem ganz präzisen Timing folgt, mal mit durchhängender Kadenz, mal balladenhaft sanft geschwungen und zu guter Letzt mit einem wahren Dauerfeuer an Tönen." ( Oliver van Essenberg, Fränkischer Tag, Bamberg, 01.05.2007 )

 

Die Zeitung "Kieler Nachrichten ( Lokalausgabe Eckernförde )"  veröffentlichte folgende Kritik ( hier in Auszügen ) über ein Konzert in Eckernförde:

"Virtuos in Ausnahmequalität. Das Lutz Wichert Trio gastierte im Haus an der Eckernförder Reeperbahn. Es gibt sie noch: die ungestümen Jazzbands, die jenseits jeglicher Bier- und Stadtfest-Tauglichkeit ganz in ihrer Musik aufgehen - ungeachtet deren Kommerzialität... Am Sonnabend stellte sie im Haus an der Eckernförder Reeperbahn ihre Ausnahmequalität in Punkto Virtuosität und Konzept-Konsequenz... unter Beweis. Drei gleich gesinnte Musikerpersönlichkeiten treffen sich zum gemeinsamen Spiel auf hohem Niveau: Hoch motiviert und inspiriert tragen sie ihre solistischen Gefechte aus, zu denen das Band-Konzept ausreichend Platz lässt. Gleichwohl wissen (sie) sich... aber auch diszipliniert zurückzunehmen, um auskomponierte Passagen ( allesamt aus eigener Feder ) perfekt auf den Punkt zu bringen. Dies nicht etwa im Sinne stupider Noten-Reproduktion, sondern werk- und konzeptgetreu unter ständigem Einsatz eigener Musikalität und ausgereifter Gestaltungskraft - was im Sinne des Jazzbegriffs natürlich auch die Spontaneität ganz wesentlich einbezieht... Zur Freude der Fans - eingefleischter ebenso wie derer, die sie dank solcher Konzerte wie dem auf ganzer Linie überzeugenden im "Haus" neu gewinnen." ( G. Breier, Kieler Nachrichten, Eckernförde, 18.11.2008 )

 

Die Zeitung "Rheinpfalz"  veröffentlichte folgende Kritik ( hier in Auszügen ) über ein Konzert in Kaiserslautern:

"Eine echte Offenbarung. Unruhe in Perfektion. Polyrhythmik mit geradliniger Struktur. Jazz zwischen pointiertem ureigenem Gefühl und mondänem Anspruch. All das und noch ein bisschen mehr kommt konzentriert zusammen im unorthodoxen Jazz des Lutz Wichert Trios. Keine Chance für stilistische Schubladen also, dafür offen für alles, was gut ( und schwierig ) ist. Am Donnerstagabend zeigte das Trio ... , was auf dieser Ebene möglich ist.

Und das war ausgesprochen viel. Denn, wie gesagt, leicht ist diese Sparte des Jazz wahrlich nicht, weder für die Ausführenden noch für die Zuhörer. Aber: Wenn man sie erst einmal aktiv beherrscht und sich auf der anderen Seite bewusst darauf einlässt, dann ist sie eine echte Offenbarung. Und die drei Musiker hatten in der tat die totale Kontrolle über die Kompositionen. Was auch kein Wunder ist. Der aus dem hohen Norden stammende, heute im Saarland lebende Bandgründer, Komponist und Tenorsaxophonist Lutz Wichert führt sein Trio-Projekt schließlich schon seit fast einem Vierteljahrhundert ... .

Zusammen ergingen sich die Drei problemlos in ausgedehnten Improvisationen der verschlungensten Art. Gemeinsam fanden sie sich aber auch genau so gut in den vorgegebenen Strukturen der ungewöhnlichen Jazz-Art des Lutz Wichert mühelos zurecht. Dabei trug jeder sein genau abgewogenes Quäntchen zum vielschichtigen Gesamtwerk bei - mit manchmal unerwarteten Wendungen ... , dann wurde es auch schon mal experimentell. Andersherum ging es natürlich auch. Dann sprangen alle drei um einige Jahrzehnte zurück in die Zeit, als Trios wie das ihre ( schon damals ) weitab vom Mainstream agierten. Da wurde es wild und eruptiv, gab ´s kleine, aber feine Soli, da schnellten die Finger von Alex Morsey derart flink über die dicken Saiten ... .

Durch die instrumentale Zurückgenommenheit eines Trios ... wirkte an diesem Abend alles besonders dicht, angenehm verwinkelt und stimmig kompakt. Da bleibt nur noch eines zu bemerken: Diese ... Band darf sehr gerne und ganz schnell wiederkommen.                      ( Andreas Keller, Rheinpfalz, 24.10.2009 )